Zusammen sind sie stark: Minderheiten ohne Mutterstaat treffen sich in Katalonien
Ob Aromunen oder Katalanen, Friesen oder Ladiner, Roma oder Sorben – sie alle teilen dasselbe Schicksal: Sie sind Vertreter von Minderheiten, die weder einen eigenen Staat noch einen Nachbarstaat haben, in dem sie die Mehrheit bilden. Dieser Umstand macht den Erhalt ihrer Kultur, Sprache und Identität im Vergleich zu anderen Minderheiten noch ein Stück herausfordernder. Umso wichtiger, dass sie sich zusammenschließen und gemeinsam am Erhalt eines Europas der Vielfalt arbeiten – dies geschieht in der Arbeitsgemeinschaft Non-Kin-State unter dem Dach der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN).
In der kommenden Woche trifft sich die AG vom 31.05. bis 03.06.2023 zu ihrer Jahrestagung in Altafulla, Katalonien, im Nordosten Spaniens. Das Treffen wird in Kooperation mit der katalanischen Organisation „Plataforma per la llengua“ organisiert, die sich für die Förderung und Verteidigung der katalanischen Sprache und der sprachlichen Rechte der katalanischsprachigen Gemeinschaften einsetzt und mehr als 16.000 Mitglieder zählt.
„Der regelmäßige Austausch miteinander in Europa ist sehr wichtig, weil wir dadurch unsere Netzwerke und die persönlichen Relationen stärken“, erklärt Bahne Bahnsen, Sprecher der AG Non-Kin-State und Angehöriger der friesischen Minderheit. „Deshalb besuchen wir im Rahmen unserer Tagung jedes Jahr eine andere Minderheit. So können wir mit- und voneinander lernen.“
An dem Treffen nehmen Vertreter der Aromunen aus Bulgarien, Albanien und Rumänien, der Ladiner aus Italien, der Pomaken aus Griechenland, der Sorben und Friesen aus Deutschland, der Mescheten aus Russland und der Roma aus Nordmazedonien teil.
Im Rahmen der Veranstaltung haben die rund 20 Teilnehmer*innen aus insgesamt zehn Ländern und 14 Minderheiten die Gelegenheit, die katalanische Gemeinschaft, ihre Sprache, Organisationen und Kultur kennenzulernen, aber auch allgemeine Themen zu vertiefen. So liegt ein Schwerpunkt in diesem Jahr auf Non-Kin-State-Minderheiten im öffentlichen Dienst. Wie präsent sind Minderheitensprachen in Ämtern, Krankenhäusern oder vor Gericht? Oder ganz konkret: Kann der neue Pass im Rathaus auf Katalanisch beantragt werden? Verschiedene Experten aus Wissenschaft, Behörden und Politik geben dazu in Vorträgen und Diskussionen Einblicke in die Rechtslage und in die gelebte Praxis. Wo funktioniert es gut, wo ist es ausbaufähig? Wie kann man von guten Beispielen lernen?
Ein weiterer Fokus liegt auf der Digitalisierung und der Präsenz von Minderheitensprachen in den neuen Technologien. In Fachvorträgen wird der Status quo für verschiedene Sprachen beleuchtet. Eine wichtige Rolle spielt für Minderheitensprachen die Social-Media-Kommunikation, weil sie spannende Möglichkeiten bietet, kleinen Sprachen mehr Raum und Sichtbarkeit zu verschaffen.
Über die Tagung werden wir Sie auf den Social-Media-Kanälen der FUEN auf dem Laufenden halten.
Hintergrund: Die Arbeitsgemeinschaft Non-Kin-State in der FUEN
Die Non-Kin-State-Arbeitsgemeinschaft wurde 2017 von der FUEN ins Leben gerufen, um Minderheiten ohne Mutterstaat die Möglichkeit zu geben, ihre spezifischen Anliegen und Herausforderungen zu diskutieren, Lösungen zu finden und gemeinsame Strategien für den Erhalt ihrer kleinen Sprachen und Kulturen zu entwickeln. Aktuell gehören ihr 29 Organisationen aus 15 verschiedenen Ländern an.
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